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Faculty of Mathematics and Computer Science

Nachruf auf Hans Wilhelm Knobloch

07/23/2019

Professor Hans Wilhelm Knobloch, der ehemalige Inhaber des Lehrstuhls für Mathematik II an der Universität Würzburg ist am 10. Juli 2019 im Alter von 92 Jahren verstorben.

Professor Hans Wilhelm Knobloch
Professor Hans Wilhelm Knobloch (Image: privat / Collage: Pressetelle Uni Würzburg)

25 Jahre lang hatte Hans Wilhelm Knobloch an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) den Lehrstuhl für Kontrolltheorie und dynamische Systeme inne. Vor Kurzem ist der international anerkannte Mathematiker gestorben. Das Institut für Mathematik hat den folgenden Nachruf verfasst:

Hans Wilhelm Knobloch wurde am 18. März 1927 in Schmalkalden in Thüringen geboren. Von 1946 bis 1950 studierte er Mathematik zuerst an der Universität Greifswald, dann an der Humboldt-Universität Berlin, wo er 1950 im Gebiet der Zahlentheorie bei Helmut Hasse promovierte. Nach seiner Promotion folgte er seinem Lehrer als Stipendiat an die Universität Hamburg.

In den Jahren 1952 und 1953 vertrat er in Würzburg einen Lehrstuhl, anschließend wurde ihm ein Stipendium angeboten, so dass er sich 1957 in Würzburg habilitieren und anschließend eine Lehrstuhlvertretung in Münster annehmen konnte. Weitere Stationen seines wissenschaftlichen Lebensweges waren die Technische Universität München, die Universität von Michigan, USA, die Universität Aarhus, Dänemark, und von 1965 bis 1970 die Technische Universität Berlin, an der er eine ordentliche Professur innehatte.

Im Jahre 1970 nahm er einen Ruf an die JMU an und etablierte am Institut für Mathematik bis zu seiner Emeritierung 1995 einen international anerkannten Lehrstuhl für Kontrolltheorie und dynamische Systeme.

Knoblochs Forschungsgebiete

Knoblochs Forschungsgebiete umfassen ein sehr breites mathematisches Spektrum: Während er zu Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere auf dem Gebiet der Zahlentheorie arbeitete, verlagerte sich später der Schwerpunkt seines Interesses auf die Theorie der gewöhnlichen Differentialgleichungen und die Regelungstheorie. Seine wichtigsten Beiträge zu diesen Gebieten beschäftigen sich mit der Existenz periodischer Lösungen nicht-linearer Differentialgleichungen, der Konstruktion von Integralmannigfaltigkeiten für gewöhnliche Differentialgleichungen und notwendigen Bedingungen höherer Ordnung für optimale Steuerungsprobleme.

Knobloch war Autor beziehungsweise Mitautor mehrerer Bücher und Buchbeiträge. Insbesondere „Gewöhnliche Differentialgleichungen“ (mit F. Kappel) und „Lineare Kontrolltheorie“ (mit H. Kwakernaak) sind Standardlehrbücher, die über Jahrzehnte hinweg Mathematikerinnen und Mathematiker begleitet haben und noch immer begleiten. Sein umfangreiches Wissen hat er an zahlreiche Doktorandinnen und Doktoranden weitergeben, aus denen auch mehrere Habilitanden hervorgingen.

Interdisziplinarität war ihm Anliegen

Ein ganz besonderes Anliegen war ihm die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ingenieuren und der internationale Kontakt zu Kolleginnen und Kollegen. Dies drückte sich vor allem durch sein jahrzehntelanges Engagement als Organisator regelmäßiger Oberwolfach-Workshops zu den Themen „Regelungstheorie“ (zusammen mit Sagirow, Thoma und Kwakernaak) und „Gewöhnliche Differentialgleichungen“ (zusammen mit Reissig, Mawhin und Schmitt) sowie zahlreicher Tagungen, wie beispielsweise der großen EQUADIFF-Tagung 1982 in Würzburg, aus.