Forschen, staunen, mitmachen: die MINT-Sommerschulen
23.09.2025Rund 140 Oberstufenschülerinnen und ‑schüler aus ganz Deutschland waren bei den MINT-Sommerschulen auf dem Campus der Uni Würzburg dabei. Ihnen eröffnete sich ein naturwissenschaftlicher Entdeckungsraum.

Bei den MINT-Sommerschulen vom 8. bis 12. September 2025 konnten die Teilnehmenden Naturwissenschaften hautnah erleben – vom Mikroskopieren einzelner Nervenzellen über das Sammeln und Bestimmen von Insekten bis hin zu kniffligen mathematischen Aufgaben. Eine Woche voller Forschungsgeist und Teamwork zeigte den Schülerinnen und Schülern: Wissenschaft ist spannend, greifbar – und auch richtig unterhaltsam.
Gekrabbel auf dem Campus – Biologie zum Anfassen
Mit Keschern und Bodenfallen zogen die Schülerinnen und Schüler der Biologie-Sommerschule über den Campus am Hubland – und staunten, wie viele verschiedene Tiere und Pflanzen direkt neben den Uni-Gebäuden leben. Unter dem Motto „Wildnis in der Stadt“ spürten sie Regenwürmern, Spinnen und anderen krabbelnden Campusbewohnern nach. Sie klassifizierten die gesammelten Insekten unter dem Mikroskop und erforschten deren Rollen im Ökosystem.
„Die Sommerschule möchte Einblicke in unser Fach geben und Berufsfelder vorstellen“, so Nadja Simons, Juniorprofessorin für Angewandte Biodiversitätsforschung, von der Fakultät für Biologie. „Bei uns lernen sie die Bandbreite der Biologie kennen – und das mit vielen praktischen Übungen.“
Zurück im Labor machten die Sommerschülerinnen und -schüler mithilfe hochauflösender Fluoreszenzmikroskopie Nervenzellen sichtbar, die tausendmal dünner sind als ein Haar. Sie erfuhren, wie die Wissenschaft Bakterien für Medizin, Ernährung und Umweltschutz nutzt, und stellten selbst mikroskopische Präparate her. Auch die Pflanzenforschung hielt spannende Experimente bereit – von der Duftanalyse von Blüten bis hin zu molekularbiologischen Forschungsfragen.
„Freunde haben mir von den MINT-Sommerschulen erzählt – das klang interessant. Wir haben uns gleich angemeldet und sind froh, dass es geklappt hat“, so Oberstufenschülerin Cosima, die mit drei Mitschülerinnen aus Frankfurt angereist ist und ein Glas mit einem selbst gefangenen Käfer in der Hand hält. „Wir waren neugierig darauf, wie ein Biologiestudium aussieht – und ich kann mir ein Studium hier gut vorstellen, denn die Uni gefällt mir sehr gut.“
Chemie – eine Entdeckungsreise in das Fach
„Wir wollen die jungen Menschen ohne Druck und entsprechend ihren Vorkenntnissen auf eine Entdeckungsreise durch unsere Fächer mitnehmen“, erklärt Dr. Daniel Bellinger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Fakultät für Chemie und Pharmazie. „Und wir wollen ihnen den Spaß am Experimentieren vermitteln.“
Dazu hat er gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen Kisten voller Geräte und Materialien gepackt. Bunsenbrenner, Glaskolben und andere Dinge standen in den brandneuen Laboren des Praktikumsgebäudes auf dem Hubland-Campus bereit. Ausgestattet mit Kitteln und Schutzbrillen legten die Schülerinnen und Schüler in kleinen Teams los, experimentierten selbstständig, probierten eigene Lösungswege aus und gewannen so einen lebendigen Einblick in die Arbeitswelt der Chemie – zum Beispiel bei der Extraktion von Essenzen aus Früchten. Schnell merkten sie, dass Chemie nicht nur Theorie ist, sondern ein lebendiges, praxisnahes Forschungsfeld.
„Eigentlich hat mich meine Biologielehrerin auf die MINT-Sommerschulen aufmerksam gemacht, aber ich habe mich dann doch für Chemie angemeldet“, sagt Leonard, Schüler aus Neustadt an der Aisch. Ihm gefällt die Gruppenarbeit – und auch die moderne Einrichtung der Labore. „Besonders beeindruckt haben mich die Experimente unter Luftausschluss, die wir in dieser Woche gemacht haben. Ich kann mir ein Studium hier gut vorstellen!“
Ergänzend zur eigenständigen Laborarbeit vermittelten Seminare Einblicke in Themen wie Materialwissenschaften, die für moderne Verfahren wie 3D-Druck eine zentrale Rolle spielen. Die Mischung aus Theorie und Praxis überzeugte auch Oberstufenschülerin Sophia aus Stuttgart: „Ich liebe Naturwissenschaften! Und das Programm der Chemie-Sommerschule hat sich sehr gut angehört“, erzählt sie, während sie ihren weißen Laborkittel anzieht. Auch sie kann es sich gut vorstellen, in Würzburg zu studieren: „Die Stadt ist sehr schön und die Uni ist modern.“
Physik: Schwarze Löcher und Stecknadeln
In der Physik tauchten die Schülerinnen und Schüler sowohl in Vorgänge im Universum als auch in kleinste Strukturen bis hin zu einzelnen Atomen ein. Vorträge, Experimente und Ausstellungsbesuche machten komplexe Systeme nachvollziehbar und zeigten, dass Physik nicht nur im Lehrbuch steht, sondern überall um den Menschen herum wirkt.
„Ich habe in meiner Schule in Bamberg ein Poster der MINT-Sommerschulen gesehen – und mich direkt angemeldet“, erzählt Paul. „Die Atmosphäre hier an der Universität gefällt mir! Das Mensa-Essen hat mir auch geschmeckt“, so der Bamberger. „Und die Dozenten waren sehr aufgeschlossen uns gegenüber.“
Praxisnah wurde es beim Bauen stabiler Brücken aus Papier oder beim Erkunden der physikalischen Grundlagen der Magnetresonanztomographie. Ein besonderes Highlight war der Besuch der Elektronenmikroskope im Reinraum: Hier konnten die Schülerinnen und Schüler einzelne Atome betrachten und das Logo der MINT-Sommerschulen auf eine Stecknadel gravieren.
Richtig Hand anlegen konnten die Teilnehmenden auch in der Touch-Science-Ausstellung. „Das ist unsere wissenschaftliche ‚Hands-on‘-Ausstellung“, so Dr. Markus Elsholz, Geschäftsführer des MIND-Centers an der JMU, „hier bieten wir einen spielerischen Zugang zu physikalischen Phänomenen und Zusammenhängen, die auch für unseren Alltag eine große Rolle spielen, wie Magnetismus und Wärmestrahlung.“
Mathematik – im Team am besten!
Auch die Mathematik-Sommerschule stand im Zeichen des Mitmachens: Escape-Room-Rätsel, Zauberwürfel und knifflige Aufgaben zum logischen Denken gehörten zum Programm. Gleichzeitig lernten die Jugendlichen, wie Mathematik in der Medizin genutzt wird, etwa bei der Berechnung der Strahlendosis für Computertomographen.
Der Höhepunkt war der Matboj-Wettbewerb: In Gruppen knobelten die Schülerinnen und Schüler an anspruchsvollen mathematischen Herausforderungen, präsentierten ihre Lösungen den anderen Teams und stellten sich den kritischen Fragen der Konkurrenz. Jedes Team konnte alternative Ansätze einbringen, während eine Jury aus Fachleuten die Ergebnisse kontrollierte und Punkte für korrekte Lösungen vergab.
Am Ende stand fest: Mathematik lebt von logischem Denken, kreativen Lösungsansätzen und viel Kooperation, was auch Dr. Theresa Lechner unterstreicht: „Wir zeigen Schülerinnen und Schüler, wie Mathematik an der Universität aussieht – von den Grundlagen bis zu ganz aktuellen Forschungsthemen wie maschinellem Lernen. Damit geben wir frühzeitig Entscheidungshilfen zur Studienwahl“, so die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Mathematik. „Besonders wichtig ist uns auch zu zeigen, dass Mathe Teamarbeit ist – was viele aus der Schule gar nicht kennen.“
In der Gemeinschaft das Uni-Leben erkunden
Neben Workshops und Vorträgen boten die MINT-Sommerschulen auch Campus-Leben pur und erlaubte es den Schülerinnen und Schülern, eine Woche in die Rolle von Studierenden zu schlüpfen. Rallyes quer über das Unigelände, gemeinsames Grillen und viele Begegnungen mit Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden ließen die Universität nahbar wirken. Für viele der Jugendlichen war es die erste intensive Begegnung mit dem Leben an der Universität – und eine Gelegenheit, sich in einer neuen Gemeinschaft auszuprobieren.
Das große Interesse zeigte: Naturwissenschaften begeistern. Bereits vor Beginn waren die Plätze vergeben, zusätzlich gab es Wartelisten. Am Ende der Woche nahmen die Jugendlichen nicht nur viele neue Eindrücke mit nach Hause, sondern auch die Erkenntnis, wie vielfältig und spannend ein Studium an der JMU in Würzburg ist.
MINT-Sommerschulen – Unterstützung von vielen Seiten
Der Erfolg der MINT-Sommerschulen wäre ohne das große Engagement der beteiligten Institute und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht möglich. Mit viel Zeit, Einsatz und fachlicher Expertise haben sie den Schülerinnen und Schülern ein spannendes Programm voller Experimente, Workshops und gemeinsamer Erlebnisse geboten.
Unterstützt wurden die Sommerschulen auch in diesem Jahr von der Mapara-Stiftung, der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung sowie der Gesellschaft deutscher Chemiker – deren Förderungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Besucherinnen und Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet eine unvergessliche Woche an der JMU erlebten.