Intern
Fakultät für Mathematik und Informatik

Von Florida nach Hawaii

10.05.2022

Ein Semester wollte Mona Aschenbrenner ursprünglich in den USA verbringen. Nach letztlich einem Jahr in Florida hat sich die Mathe-Studentin nun entschieden, auch ihren PhD in den Vereinigten Staaten zu erwerben.

Mona vor dem Logo des Flagler College.
Mona vor dem Logo des Flagler College.

Seit Oktober 2018 studiert Mona Aschenbrenner an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg Mathematik. Von Anfang an war für sie klar, dass dieser Weg sie auch einmal ins Ausland führen sollte. Nicht irgendwohin, die USA waren das erklärte Ziel: „Schon als Kind wollte ich immer in die USA. Meine Mutter meinte dann, das wäre gar nicht so toll, wie ich glaube. Deswegen sind wir dorthin in den Urlaub gefahren.“ Der Plan ging nicht auf, Monas Begeisterung für die Vereinigten Staaten wuchs sogar noch.

Was für sie die Faszination USA ausmacht? „So genau kann ich das gar nicht sagen. Die Einstellung der Leute spielt sicherlich mit rein, hier ist einfach alles etwas relaxter. Und dann, zumindest in Teilen des Landes, auch das tolle Wetter.“

Erste Station: International Office

„Da bin ich quasi direkt hin, nachdem ich mich eingeschrieben hatte“, erinnert sich Mona. Das International Office der JMU ist die Anlaufstelle für alle, die sich für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums interessieren. Dort erfuhr Mona, dass sie sich bis zum dritten Semester gedulden würde müssen.  

Nach der Wartezeit folgte die Bewerbung: „Zum Glück wurde ich auch direkt angenommen – aber dann kam ja Corona.“ Damit lagen die Pläne erstmal auf Eis und Mona nutzte die Zeit, um ihr Bachelorstudium nahezu abzuschließen. Mit einem Jahr Verspätung ging es im August 2021 endlich los. Ziel der Reise: Flagler College, St. Augustine, Florida. Mit diesem College unterhält die JMU seit Jahren eine sehr aktive Partnerschaft.

Warum sich Mona aus den fünf Angeboten der JMU in den USA ausgerechnet für Flagler entschied? Ziemlich simpel: „Ursprünglich wollte ich nur ein Semester ins Ausland und Flagler College war das einzige Programm, bei dem das möglich gewesen wäre.“ Dass letztlich alles ganz anders kommen würde, ahnte die Mathematikstudentin zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Studieren unter Palmen

Flagler College zählt zu den sogenannten Liberal Arts Colleges. Diese legen ihren Fokus auf Fächer, bei denen eher Wissenschaft und Bildung im breiteren Sinne im Vordergrund stehen und weniger die spätere berufliche Anwendung. Häufig werden diese Colleges auch mit einer geringeren Studentenanzahl und, daraus resultierend, einem persönlicheren Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden assoziiert.

So auch am Flagler College, wo aktuell knapp 2400 Studierende eingeschrieben sind: „In meinen Kursen waren oft nur vier oder fünf weitere Studierende. Dadurch hat man einen sehr engen Umgang mit Dozentinnen und Dozenten. Wenn man sich auf dem Gelände begegnet, quatscht man auch immer mal.“

Der Hauptcampus, auf dem Mona lebt und studiert, befindet sich in der Kleinstadt St. Augustine. Die älteste Stadt der USA liegt an der Ostküste Floridas, weniger als 70 Kilometer südlich von Jacksonville. Das Areal ist geprägt von beeindruckenden Gebäudekomplexen und parkähnlichen, mit Palmen bewachsenen Grünflächen. Das historische Hotel Ponce de León, 1888 als Luxushotel im Stil der Spanischen Renaissance errichtet, bildet den Kern des 1968 gegründeten Colleges.

Wirklich nur ein Semester?

Von Anfang an fühlte sich Mona am Flagler College pudelwohl. Der kleine Campus, die familiäre und entspannte Atmosphäre, das traumhafte Wetter – und dann kam einer ihrer Professoren mit einem spannenden Angebot auf sie zu: „Er hatte mich gefragt, ob ich an einem research project teilnehmen möchte. Dabei arbeiten Studierende mit Professorinnen oder Professoren in sehr kleinen Gruppen an einem Forschungsprojekt.“

In Monas Fall geht es um Zahlentheorie, wobei ihr Team ein älteres Paper aufgegriffen hat und nun weiter ausführt. Nicht nur deshalb verlängerte sie ihren Aufenthalt um ein weiteres Semester: „Insgesamt gefällt mir das Leben hier einfach super und ich dachte mir: ‚Wenn ich hier so glücklich bin, wieso bleibe ich dann nicht noch länger?‘“

Ganz im Sinne der Liberal-Arts-Idee blickt Mona aber auch über den Tellerrand ihres Fachbereichs hinaus. Sie nutzt das Angebot am Flagler College, um Neues kennenzulernen. Einen Spanischkurs, zwei Wirtschaftskurse, Yoga und Ozeanografie hat sie besucht.

Verlängerung die Zweite

Je länger die Zeit in den USA andauerte, desto mehr reifte in Mona die Idee, auch ihre nächsten akademischen Schritte dort zu gehen: „Ich hatte schon etwas länger mit dem Gedanken gespielt, hier meinen Master oder PhD zu machen“, erzählt sie. Die Entscheidung fiel letztlich in den Weihnachtsferien und plötzlich musste alles ganz schnell gehen: „Ich war ziemlich spät dran, es gab Deadlines und manchmal dachte ich mir schon: ‚Mona, was machst du hier eigentlich gerade?‘“

Sie informierte sich über PhD-Programme verschiedener Unis und lernte dabei einiges über das amerikanische System: „Erst hatte ich vor allem Colleges in der Nähe auf dem Schirm, weil ich hier natürlich schon viele Leute kennengelernt habe.“ In den USA variieren Niveau und gerade Ansehen der Universitäten und Colleges allerdings stark, darüber klärte sie ihr Professor auf: „Er hat mir das alles erklärt und mir eine Liste von Unis gegeben, an denen ich mich bewerben sollte.“

Inzwischen steht fest: es geht erneut in ein Urlaubsparadies. Die nächsten vier bis sechs Jahre wird Mona an der University of Hawai’i verbringen – mit vollem Stipendium: „Das Wetter spielt schon auch eine kleine Rolle“, gibt Mona lachend zu, „aber den Ausschlag haben die dort betriebene Forschung und die Professorinnen und Professoren gegeben.“ 

In Florida eine beste Freundin gefunden

Aber nicht nur akademisch läuft es bei Mona in den USA richtig gut. In ihrer Mitbewohnerin am Flagler College, Shylowe Sortman, hat sie eine beste Freundin gefunden: „Da hatten wir ganz großes Glück. Wir teilen uns hier, wie man das aus typischen College-Komödien kennt, ein Zimmer und haben uns direkt super verstanden. Mit Mathe kann sie aber gar nichts anfangen. Sie studiert Englisch, liebt Literatur und besonders Gedichte – da sind wir wirklich total unterschiedlich.“

Unterschiedlich sind auch die nächsten Stationen der beiden. Während Mona erstmal in den USA bleiben wird, geht Shylowes Weg in die andere Richtung – ab Oktober studiert sie in Würzburg an der JMU. „Wir machen deswegen schon immer Witze, dass wir unsere Leben tauschen“, erzählt Mona, die sich schon darauf freut, ihrer Freundin bei einem Heimatbesuch Würzburg zu zeigen.

Die Zukunft ist offen

Freunde und Familie daheim in Deutschland waren nicht wirklich überrascht über Monas Entschluss und die Reaktionen bestärkten sie in ihrer Entscheidung: „Natürlich fänden sie es schön, wenn ich in Deutschland wäre, aber sie haben sich alle für mich gefreut und das macht es viel leichter.“

Wie lange ihr Amerikaabenteuer insgesamt gehen wird, kann die Studentin noch nicht sagen: „Mein funding in Hawaii läuft für sechs Jahre, ich hoffe aber schon, den Abschluss etwas schneller machen zu können. Danach schaue ich weiter. Ich bin ungefähr alle möglichen Szenarien durchgegangen. Aktuell gefällt mir die Idee, einmal an einem Liberal Arts College zu unterrichten. Deutschland hat aber natürlich auch seine Vorteile. Ich lasse einfach mal alles auf mich zukommen.“

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Von Lutz Ziegler